So, hier mal noch knapp vor Ostern die Ferien etwas genutzt und die nächsten beiden Schubladenfüllungen vorbereitet
Außerdem bin ich nun vermehrt per Email nach meinem Konzept hinter meiner Rechtschreib-Schatzkiste gefragt worden. Ich weiß schon, warum sich diese Anfrage seit ein paar Tagen häuft und möchte nur ganz allgemein mal sagen, dass ich persönlich niemals etwas von Kollegen/Kolleginnen als schlecht/undurchdacht oder gar sinnfrei bezeichnen würde. Denn ich kenne deren Gedanken dahinter nicht und ich würde prinzipiell immer davon ausgehen, dass sich die Person Gedanken gemacht hat und einen Sinn hinter ihrem Tun und ihrem Material sieht. Schließlich ist das unser Beruf! Ich kann höchstens für mich persönlich entscheiden, dass es zu mir/meiner Klasse/meiner Arbeitsweise/… nicht passt. Stichwort: Leben und Leben lassen!
Nun aber zum Konzept: Es ist in verschiedenen Posts und Kommentaren immer wieder durchgeklungen, wie ich damit arbeiten möchte. Ich fasse es hier nun noch einmal zusammen, um etwas Licht ins Dunkel zu bringen
Ganz wichtig als aller erstes: Meine Rechtschreib-Schatzkiste ist untrennbar mit meinem Lernwörtertraining verbunden und nicht so gedacht, dass sie eigenständig eingesetzt wird. Warum? Weil ich in meinen Klassen, die ich bisher hatte, festgestellt habe, dass es wichtig ist, dass die Kinder sich die Schreibweise von (Merk-)Wörtern einprägen und Strategien an der Hand haben, um sich die Schreibweise von Wörtern herzuleiten. Dies ist im Grunde das FRESCH-Prinzip mit den 4 Strategien. Werden diese Strategien im Unterricht behandelt und bekommen die Kinder Aufgaben dazu, wie sie z.B. im Schulbuch häufig zu finden sind (so in die Richtung: Wortpool und nun entscheide äu oder eu), dann klappt dies bei meinen Kindern meist recht gut. Schließlich wissen sie genau, auf was nun zu achten ist und die Wörter stammen aus ihrem unmittelbaren Wortschatz. Auffällig wird die Falschschreibung bzw. die nicht gefestigte Rechtschreibung in den meisten Fällen beim freien Schreiben oder auch in diktierten Diktaten.
Daher ist für mich eine Arbeit mit Lernwörtern unerlässlich, denn nicht jedes Kind hat die Unterstützung von zuhause und kann dort Lernwörter üben. Die Kinder sollten den Wörtern des Grundschulwortschatzes möglichst häufig begegnen, damit sich korrekte Schreibweisen einprägen und das Anwenden von Strategien automatisiert wird. Dies gelingt meiner Meinung nach besser, wenn nicht isoliert in einer Klassenstufe oder über 2 Schuljahre z.B. 3/4 hinweg geübt wird, sondern, basierend auf dem konsequenten Einüben von FRESCH von Klasse 1 an, damit begonnen wird.
Wie ich bereits erwähnt hatte, hatte ich Kontakt mit Herrn Renk, einer der Entwickler von FRESCH, der mir wertvolle Tipps geben konnte und mir auch einige Fragen beantwortete. Dank ihm habe ich mich auch intensiv mit seinem „blauen Buch“ beschäftigt. Dies ist entweder über ihn direkt (http://www.fresch-renk.de/) oder den Cornelsen-Verlag zu beziehen und DAS Grundlagenwerk, um das man, wenn man mit FRESCH arbeitet nicht herum kommt. An diesem Buch orientierte ich mich auch bei der letztendlichen Konzeption meiner Rechtschreib-Schatzkiste und habe daher manches einfach nochmal überarbeitet, bevor ich es nun (bereits in Teilen) online stellen konnte. Der Rest folgt stückweise bis spätestens zu den Sommerferien.
Beim Lernwörtertraining sind die Wörter grundsätzlich (in der korrekten Schreibweise) vorgegeben, denn nur dann funktioniert ein Lernwörtertraining meiner Meinung nach richtig, alles andere sind ergänzende Übungen. Die entsprechenden Stationen (verschiedene Versionen je nach Konzept, s.u.) finden sich hierund hier. Dort habe ich auch erläutert, dass ich zunächst das Lernwörtertraining so begonnen hatte, dass ich ausschließlich vorgegebene Lernwörter (die unseres Schulbuches) verwendet habe. Dies stellt mich aber nicht mehr zufrieden, da dieser „Gleichschritt“ aller Kinder der Heterogenität meiner Schülerschaft einfach nicht entspricht. Warum sollen Kinder Wörter üben, die entweder nicht in ihrem Wortschatz vorkommen (oder aktuell einfach keine Rolle spielen) oder die sie bereits sicher schreiben können, wenn es anderswo noch große Baustellen gibt. Und wer hätte es gedacht, diese Baustellen variieren von Kind zu Kind Daher erfolgt die schrittweise Öffnung des Lernwörtertrainings von vorgegebenen Lernwörtern und einen Teil vorgegeben und einen Teil selbst gewählt bis hin zu frei gewählten Lernwörtern. Dies möchte ich im nächsten Durchgang direkt so angehen, für meine Vierer kommt es zu „spät“, aber sie durften die neuen Lernwörterstationen mitentwickeln bzw. testen.
Es gibt immer etwa zwischen 10 und 15 Lernwörter. Ich werde etwa 2-3 Lernwörter selbst wählen lassen, den Rest gebe ich vor und so möchte ich Stück für Stück die vorgegebenen Wörter reduzieren und dabei immer wieder reflektieren, wie sinnvoll es dann noch für die Kinder ist. Es kann gut sein, dass es Kinder gibt, die nicht damit klarkommen sich Wörter selbst zu wählen, denen würde ich dann gezielt Wörter aussuchen, z.B. anhand von bestimmten FRESCH-Strategien oder häufig falsch geschriebenen Wörtern in Diktaten oder Aufsätzen.
Außerdem bekommen die Kinder von mir einen Stationenlaufplan, auf dem sie vermerken welche Station bereits bearbeitet wurde – ich habe ja Pflicht- und Wahlstationen eingeführt, daher halte ich einen Laufzettel für unersetzlich. Die Lernwörter gibt es auch als kleine Liste. Beides wird ins extra Lernwörterheft eingeklebt, damit es seinen festen Platz hat. Bei (einem Teil) frei gewählten Lernwörtern gebe ich eine leere Tabelle vor, die die Anzahl der Lernwörter festlegt. Da hat man dann auch die Möglichkeit zu differenzieren und z.B. den Kindern unterschiedliche Kategorien vorzuschreiben (z.B. Kind A muss min. 3 Wörter aus der Kategorie „mm“ und Kind B soll 2 Wörter aus „hörbarem h“ nehmen) oder anhand der FRESCH-Strategien zu sagen, es müssen diese und jene Kinder das Ableiten nochmal üben und daher min. die Hälfte aus Schubladen mit dieser Zuordnung nehmen. Oder man sagt es müssen jedes Mal auch min. 3 Merkwörter dabei sein oder so… Auch so kann man Kindern entgegenkommen, die sich mit der Auswahl schwer tun. Oder für ganz starke Kinder: Such dir Wörter heraus, deren Bedeutung du nicht kennst (da gibt es sicher welche) und schau nach, was sie bedeuten. Anschließend weiter im Lernwörtertraining.
Da gibt es recht viele Möglichkeiten zu variieren, zu differenzieren – die man einfach ausprobieren muss!
Noch ein paar Worte zur Gestaltung der Schubladeninhalte:
Ich habe bewusst nicht durchgemischt, es finden sich also z.B. in der Schublade mit äu/ä zum Ableiten auch wirklich nur passende Wörter. Außerdem ist das entsprechende Rechtschreibphänomen farbig hervorgehoben.
Warum so und nicht anders? Die Anwendung kommt im freien Schreiben, hier müssen die Kinder „beweisen“, dass sie Strategien anwenden können.
Mir ist es wichtig, dass daher keine Durchmischung erfolgt, diese halte ich im Zusammenhang mit meinem Lernwörtertraining nicht für zielführend. An anderer Stelle macht das sicher Sinn, z.B. wenn das Augenmerk auf ein Trainieren bzw. Überprüfen der erlernten Strategien gelegt wird. Für mich schließt das Eine das Andere nicht aus, es ergänzt sich. Ich möchte mit meiner Rechtschreib-Schatzkiste jedoch „ganz unten“ anfangen, weiterführende Übungen kommen dann ja auch automatisch im Unterricht/Schulbuch oder eben beim Schreiben im Alltag.
Die farbige Hervorhebung findet sich im Buch von Herrn Renk als Tipp für die Merkwörter, ich habe sie auf die anderen Kategorien etwas ausgeweitet, da sie die primären Stolperstellen kennzeichnen und den Kindern als solche direkt auffallen sollen, damit sich ein korrektes Wortbild einprägt.
Ein Wortbild einprägen gelingt über den aktiven Umgang mit einem Wort sicher besser, als es bloß wiederholt aufzuschreiben, daher hatte ich das Lernwörtertraining dahingehend überarbeitet.
Zudem ermögliche ich es meiner Klasse immer wieder ein klein wenig freie Lesezeit zu haben und eine Stunde in der Woche in unsere Schülerbücherei zu gehen und zu lesen, denn auch übers Lesen von Büchern prägen sich (unbewusst) Wortbilder ein.
Ich hoffe es ist nachvollziehbar geschrieben, auch wenn es nun doch seeeeeehr ausführlich wurde.
Grüße, Tanja
Hinweis:
Werbung für das Grundlagenwerk von Herrn Renk mache ich aus freien Stücken 🙂
Ein Kommentar
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Danke, dann bastle ich mal munter in Nachtschicht weiter. Super,dass du auch nochmal die Anleitung zusammengefasst hast. Und ärger dich nicht über Kritiker, ich finde es logisch und durchdacht. Also nochmals danke dafür.Melanie
Liebe Tanja,Auch meine Schule arbeitet schon seit sehr vielen Jahren nach Fresch und wir hatten auch das Glück mehrer Fortbildungen bei Herrn Renk zu haben. Es entspricht einem durchdachten Rechtschreibkonzept nach Fresch. Ich freue mich sehr, mit deinem Material mal wieder etwas systematischer an alles ran zu gehen. Man verdrängt oder vergisst mit den Jahren doch einiges. Vielen Dank!Frohe Ostern.Liebe Grüße Silke
Liebe Tanja,ich bin sehr dankbar, dass du dieses Material zur Verfügung stellst und uns an deinen tollen Ideen teilhaben lässt. Ich lese immer wieder mit Bedauern, dass es LEHRER/INNEN gibt, die meinen alles besser wissen zu müssen und mit böser Kritik an allem rumnörgeln und sogar vor Beleidigungen nicht zurückschrecken. Kritik finde ich gut, wenn sie höflich und wertschätzend gegeben wird. Das erwarten wir doch in der Schule auch von unseren Kindern. Ich frage mich dann schon: Warum beschäftigen sie sich überhaupt mit Dingen, die sie eh ablehnen? Ich jedenfalls freue mich, wenn ich interessante Beiträge finde. Ich bin schon über dreißig Jahre im Schuldienst und immer noch neugierig. Eure Blogs geben so viele Einblicke in eure Arbeit und euren Ideenreichtum, dass es nie langweilig wird. Oft geben sie mir einen Anstoss mich mit der vorgeschlagenen Literatur oder einen bestimmten Thema intensiver zu beschäftigen. Dafür bin ich sehr dankbar. Denn wie Richard David Precht in seinem Buch: Anna, die Schule und der liebe Gott schreibt, ist Lehrer der einsamste Beruf der Welt. Man steht letztendlich allein vor der Klasse und niemand evaluiert ständig oder gibt Optimierungshinweise.
Die Fresch- Methode hat auch in meinem Unterricht einen festen Platz. Die Idee mit der Rechtschreibkommode finde ich spannend. Bis jetzt habe ich noch keine wirkliche Vorstellung, wie ich sie einbauen werde, aber dass ich es tue, weiss ich genau. Mit den Wortkärtchen kann man wirklich viele verschiedene Dinge machen (Sätze schreiben, Geschichten schreiben – mit so vielen Lernwörtern wie möglich, Ableitungen oder Zusammensetzungen finden, Spiel (Rechtschreibkönig- Spielfeld mit Feldern, manchmal Wort getrennt schreiben, Regel nennen, Wortgruppe oder Aussage-, Fragesatz bilden, Ableitung finden, zusammengesetztes Wort finden, Gegenteil finden, im Wörterbuch schnell suchen …). Vielen Dank also dafür. Lass den Kopf nicht hängen! Bettina
* Danke auch nochmal für deine tollen Anregungen. Dürfte ich die gesammelt mit anderen Ideen, die mir schon zugetragen wurden nochmals in einem „Abschluss-Verwendungs-Post“ veröffentlichen? Selbstverständlich werde ich darauf hinweisen, dass die Ideen von dir stammen 🙂 Toll wäre es, wenn du mit mir diesbezüglich kurz per Email Kontakt aufnehmen würdest. Danke!
Liebe Tanja,
lass dich nicht entmutigen!!!!! Die Idee der Rechtschreibkiste ist toll und deine Gedanken lesen sich durchdacht!
Weiter so! Denn Neider gibt es immer!
Lieber Gruß (auch eine) Bettina
Liebe Tanja,
jeder und jede, wie er oder sie mag. Ich finde Deine Rechtschreibkiste toll! Kritik ist ja schön und gut, sollte jedoch immer konstruktiv bleiben. Das sollten wir doch in unserem Job alle können.
Dein Ansatz und der Einsatz entspricht genau meinem Vorgehen und ich bin Dir unendlich dankbar, dass Du a) das Material hier so großzügig zur Verfügung stellst und b) noch einmal so ausführlich beschreibst, wie Du damit arbeitest. Herzliche Grüße Sabrina
Ich schließe mich den Vorrednern an – lass dich nicht irritieren! Ich fand es auch ziemlich großspurig, wenn nicht gar überheblich deine Idee als sinnfrei abzutun. Aber das würde ich auch als unnötigen Neider abtun – lass reden!
Ich find es klasse,dass du unten ansetzt,denn mir geht es wie du es beschreibst: Wenn die Strategien im Unterricht explizit Thema sind oder es Übungen gibt,bei denen auf Strategien zurückgegriffen werden muss,dann können das viele meiner Kinder. In Aufsätzen und freier Schreibzeit (Erlebnis-Tagebuch, Briefe, Klassenrat, usw.) da hagelt es Schreibfehler und sie haben scheinbar alles vergessen. Da hilft Stratehiewissen allein leider nicht. Daher ist für mich diesbezüglich auch der Ansatz die Stratehien zu trainieren für meine Klasse eher nicht zielführend, ich habe es versucht. Dank deines Impulses werde ich nun ab nächstem Schuljahr auch den Ansatz Lernwörtertraining wählen. Ich bin sehr gespannt und bastel schon wie wild. Hoffentlich hat Aldi bald nochmal solche Kisten! Herzlichen Dank für dein tolles Material. Nina
Hallo ihr Lieben, gefühlt kugelrund komme ich von einem Familien-Oster-Marathon nach Hause und lese eure Kommentare. Herzlichen Dank für eure netten Worte. Ich bin immer gerne bereit sich konstruktiv auszutauschen, von unreflektierter Kritik lasse ich mich wenig beeindrucken. Ich stelle das Material her, welches ich für meine Kids/meinen Unterricht benötige und selbst auch so einsetze und nicht, um irgendwen zu beeindrucken oder um mein Material möglichst großflächig zu streuen. Klar freue ich mich, wenn ihr es verwenden könnt, daher führe ich ja den Blog. Ich möchte die teilhaben lassen, die es für sinnvoll erachten und meine Gedanken dahinter verstehen und ggfs. teilen 🙂 Schön ist es daher, wenn euch das Konzept gefällt und ihr in der ein oder anderen Weise Verwendung für das Material habt. Frohe Rest-Osterfeiertage! Tanja